Kannst du dich noch daran erinnern, als du das erste Mal deine Menstruation bekommen hast?
Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war – ich glaube 14 – aber ich weiß noch sehr gut, wie ich mich gefühlt habe: Es war eine Mischung aus Stolz, jetzt endlich eine Frau zu sein (nicht, dass ich damals gewusst hätte, was das eigentlich heißt), aber auch Scham und Aufregung.
Fakt ist: Ich war total aufgeregt und konnte es andererseits nicht erwarten, zu meiner Mama zu gehen und ihr zu sagen, dass ich meine Tage bekommen habe. Die Reaktion von ihr war leider relativ unspektakulär – wir haben kurz darüber gesprochen, ich bekam ein paar Binden in die Hand gedrückt, und das war´s, soweit ich mich erinnern kann.
Warum die Menarche gefeiert werden sollte
Dabei gehört die Menarche, die aus dem Griechischen übersetzt so viel wie Monatsanfang bedeutet, zu den bedeutenden Zyklen im Leben einer Frau.
Als Menarche wird das erste Einsetzen der Monatsblutung verstanden. Dieser besondere Moment ist hochemotional und wurde in früheren Kulturen mit einem Fest zelebriert, das nicht selten über mehrere Tage ging.
Noch heute wird die Menarche von vielen Völkern gefeiert, beispielsweise von den Aborigines in Australien, in Nigeria, Mexiko oder Panama. In Japan nimmt die Familie des Mädchens an diesem besonderen Tag roten Reis zu sich, also Reis, der mit roten Bohnen gekocht wurde und dadurch deren Farbe annimmt.
Aber auch in Sri Lanka wird der Menarche große Aufmerksamkeit geschenkt. Es bekommt ein individuelles Horoskop, ein rituelles Bad und ein großes Fest im Kreis der Verwandten.
Die Odyssee der ersten unbeholfenen Tampon-Versuche
Lange Zeit hatte ich zu meiner Menstruation überhaupt kein Verhältnis. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich mir sehnlichst gewünscht habe, von Binden zu den in meinen Augen hygienischeren und cooleren Tampons zu wechseln.
Damit begann jedoch eine wahre Odyssee, weil ich unzählige Male erfolglos versucht habe, einen Tampon in meine gefühlt viel zu enge und trockene Yoni zu schieben. Der Höhepunkt war, dass ich es endlich geschafft hatte, das Ding aber irgendwann so weh tat, dass ich mir nichts sehnlicher gewünscht habe, als es wieder los zu werden.
Nur leider gehörte ich schon damals zu der Sorte Mensch, die nicht einmal ein Pflaster mit einem kräftigen Ruck abziehen können. Nun, mir blieb nichts anderes übrig, als zu meiner Omi zu gehen (meine Mama war nicht da) und sie zu bitten, mir den Tampon herauszuziehen, was sie mit wenig Begeisterung auch gemacht hat.
Ich weiß noch, dass ich mich total geschämt habe. Danach blieb ich erstmal eine ganze Weile bei Binden, bis mir irgendwann doch der Umgang mit Tampons geglückt ist – das war ein großer Moment, kann ich euch sagen!
Viele Jahre war die kleinste Tampon Größe das Menstruationsmittel meiner Wahl, und da ich die Pille nahm, hatte ich quasi überhaupt kein Verhältnis zu meiner Menstruation. Sie kam zum exakt gleichen Zeitpunkt, war drei bis vier Tage schmerzlos da und hat sich dann wieder verabschiedet.
Erst als ich mich vor einigen Jahren verstärkt mit dem Thema Weiblichkeit auseinandergesetzt und die Pille abgesetzt habe, bin ich wieder mit dem Thema Menstruation in Kontakt gekommen.
Warum ist Menstruationsblut in der Werbung blau?
Bei uns im Westen ist die Menstruation oftmals negativ belegt. Viele Frauen verbinden sie mit Schmerzen, Unreinheit und dem Gefühl eines notwendigen Übels.
In der Werbung für Menstruationsprodukte wird tunlichst vermieden, Blut zu zeigen – stattdessen wird die Saugfähigkeit mit einer sterilen blauen Flüssigkeit demonstriert. Was ich früher nie hinterfragt habe, weckt jetzt Ärger und Unverständnis in mir.
Unser Menstruationsblut ist eine heilige Flüssigkeit, die voller wichtiger Nährstoffe und Mineralien ist. Nicht umsonst wird es in einigen Naturvölkern dazu verwendet, um Pflanzen zu düngen und die Ernteerträge zu steigern – du kannst das übrigens gern mal mit deinen Zimmerpflanzen ausprobieren.
Zudem übernimmt das Menstruationsblut eine entscheidende Rolle für die Selbstheilung und Selbstreinigung unseres Körpers.
Deine Menstruation bereitet dir Schmerzen? Das kannst du tun
Wir müssen uns fragen, weshalb in unserer Gesellschaft so viele Frauen an Schmerzen leiden, wenn sie ihre Menstruation bekommen. Während die Zeit der Blutung früher zur Einkehr, Ruhe und Beschäftigung mit den eigenen Träumen und Visionen genutzt werden, müssen wir heute schlichtweg funktionieren.
Kennen wir nicht alle abwertende Sprüche, die mit unserer Periode verbunden sind? „Oh, du bist heute aber schlecht drauf. Hast du deine Tage?“ oder ein abfälliges „Die hat bestimmt ihre Tage“ sind nur zwei davon.
Kommt zum täglichen Stress der Arbeitswelt noch ein ungesunder Lebensstil dazu, sind Menstruationsbeschwerden vorprogrammiert. Die Zeit der Menstruation ist im Leben einer Frau ursprünglich eine Zeit der Pause und des Rückzugs, die von immenser Bedeutung ist.
Zurück zum natürlichen Menstruationszyklus durch Absetzen der Pille
Doch wie kannst du das in unserer modernen Welt umsetzen? Schließlich hast du keine Gesellschaft um dich, die dich dabei unterstützt. Der wichtigste Schritt ist, dass du ein Bewusstsein für deine Menstruation entwickelst.
Bei mir kam dieses erst, als ich nach jahrelanger Einnahme die Antibabypille abgesetzt habe. Monat für Monat fühlte ich mich verbundener mit meinem Körper und meiner weiblichen Essenz.
Mir ist aufgefallen, dass sich dadurch auch der Blick auf meinen Körper verändert hat. Ich bin liebevoller mit mir und meinen Rundungen, fühle mich sinnlich und verwurzelt in meiner Weiblichkeit.
Seit ich die Pille nicht mehr nehme, habe ich eine feinere Wahrnehmung für mich und meine Bedürfnisse. In der Zeit der Menstruation kann ich mich zwar nicht ganz vom Alltagsgeschehen zurückziehen, aber ich gönne mir mehr Ruhe.
Du musst während deiner Menstruation nicht „funktionieren“
Ich entscheide mich beispielsweise bewusst dagegen, Sport zu machen oder nach der Arbeit etwas zu unternehmen, wenn ich mich müde und kraftlos fühle – kurz: Ich erlaube mir, in dieser besonderen Zeit der Blutung nicht funktionieren zu müssen.
Wenn mein Körper Schokolade möchte, bekommt er sie – und zwar ohne schlechtes Gewissen. Wir Frauen sind zyklische Wesen, und nach jeder Menstruation kommt eine Phase, in der wir uns energiegeladen und sexy fühlen und es uns leicht fällt, diszipliniert zu sein.
Ich lade dich dazu ein, dir die heiligen Tage deiner Menstruation bewusst als Auszeit zu nehmen, so gut das in unserer Leistungsgesellschaft eben geht. Kümmere dich gut um dich und gönne dir gutes Essen, ein warmes Bad bei Kerzenlicht, einen gemütlichen Leseabend im Bett oder was immer dir guttut!
Auch Kuscheln und liebevoller, achtsamer Sex ist in dieser besonderen Zeit ein Segen für deinen Körper. Im Tantra gilt es als heilig, mit einer menstruierenden Frau Sex zu haben.
Warum die Menstruation in Wahrheit unsere Superpower ist
Unsere Menstruation ist nichts „Schmutziges“ oder etwas, wofür wir uns schämen müssen – ganz im Gegenteil! Sie ist für unser Frausein von entscheidender Bedeutung, weil sie den Beginn der Fruchtbarkeit signalisiert.
Früher habe ich ganz oft Angst gehabt, dass die Menstruation zu einem unpassenden Zeitpunkt kommt und ich beispielsweise in der Schule einen Blutfleck auf der Hose bekomme.
Auch vor Männern habe ich mich oft geschämt, wenn ich meine Menstruation früher als geplant bekommen und beispielsweise das Bett voll geblutet habe. Zeit meines Lebens war die Menstruation von negativen Gefühlen besetzt, durchmischt mit der Erleichterung, nicht schwanger zu sein.
Mittlerweile zelebriere ich diese besonderen Tage als das, was sie sind: Der Beginn eines wiederkehrenden Zyklus, der das größte Wunder beherbergt, das es gibt: die potentielle Entstehung von neuem Leben.
Was nimmst du zum Auffangen des Blutes?
Übrigens habe ich vor einigen Monaten endlich ein Menstruationsprodukt entdeckt, das ich liebe. Nachdem ich jahrelang Tampons benutzt hatte, konnte ich auf einmal keine mehr benutzen. Mir war, als lehnt meine Yoni sie richtig ab.
Auch das habe ich dem Absetzen der Pille (und wahrscheinlich dem vielen Kundalini Yoga, das ich praktiziere) zu verdanken: Mein Körper spricht wieder zu mir, ich muss ihm nur zuhören.
Doch zurück zur Binde war für mich nicht wirklich eine Alternative, höchstens über Nacht. Doch im Sommer mit so einem ollen Ding in der Unterhose rumlaufen? NO WAY!
Eine Weile liebäugelte ich mit THINX oder Ooshi, zwei Menstruationsunterhosen, die das Blut aufsaugen und dennoch für ein angenehm trockenes Gefühl sorgen sollen.
Das beste Menstruationsprodukt – zumindest für mich
Doch dann kreuzte im Rossmann die wunderschön gestaltete Verpackung der rosafarbenen Menstruationstasse von Einhorn meinen Weg, und es war um mich geschehen. Mit dieser Tasse wurde plötzlich sichtbar, was jahrelang durch Tampons oder Binden aufgefangen und achtlos entsorgt wurde: Mein heiliges Menstruationsblut, dessen Aussehen sich mit jedem Tag der Menstruation verändert.
Als Projekt für meine nächste Menstruation habe ich mir vorgenommen, ein Bild aus Menstruationsblut zu malen. Und ja, auch ich bin noch nicht frei von dem merkwürdigen Gefühl, das allein durch den Gedanken in mir ausgelöst wird. Die jahrzehntelange Konditionierung, dass die Menstruation etwas „Ekliges“ ist, das möglichst unsichtbar vor anderen stattfindet, wirkt auch in mir nach.
Du blutest am Neumond? Willkommen im „Zyklus der guten Mutter“
Doch es ist an der Zeit, dass wir Frauen uns unserer Superpower bewusst werden! Wir tragen die Kraft in uns, Leben zu gebären – und unsere Menstruation erinnert uns Monat für Monat daran, bis mit dem Beginn der Menstruation ein neuer Zyklus startet.
Lasst uns das heilige Blut feiern und zelebrieren und uns währenddessen eine Zeit der inneren Einkehr gönnen. Übrigens habe ich festgestellt, dass ich meine Menstruation immer um den Vollmond herum bekomme – beobachte doch einmal, in welcher Mondphase du für gewöhnlich blutest.
Viele Frauen haben bei Vollmond ihren Eisprung und menstruieren an Neumond. Dieser Zyklus ist im Taoismus als der weiße Mondzyklus bekannt, der den materiellen Schöpfungskreis und den mütterlichen Aspekt in uns repräsentiert. Er wird auch „Zyklus der guten Mutter“ genannt.
Wer an Vollmond blutet, nutzt seine Sexualenergie für seine spirituelle Entwicklung
Manche Frauen bluten jedoch – genau wie ich - quasi umgekehrt. Wer bei Vollmond menstruiert und seinen Eisprung an Neumond hat, befindet sich im roten Mondzyklus, der als „Zyklus der weißen Frau oder Zauberin“ bekannt ist.
Dies ist extrem spannend! Frauen im „Zyklus der guten Mutter“ setzen für gewöhnlich ihre sexuelle Energie zur körperlichen Fortpflanzung ein, während Frauen im „Zyklus der weißen Frau oder Zauberin“ die Sexualenergie für ihre innere und spirituelle Entwicklung einsetzen.
Wir sollten uns jedoch davor hüten, dies zu bewerten. Darüber hinaus ist es normal, im Lauf des Lebens immer wieder vom roten in den weißen Zyklus und umgekehrt zu wandern.
Unser Zyklus ist eine Einladung an uns, uns mit der Weisheit und Kraft unseres inneren Rhythmus auseinanderzusetzen.
Fazit
Genauso, wie du selbst dich ständig verändert, kann sich auch dein Zyklus verändern. Vielleicht hast du schon mal das Phänomen erlebt, dass sich die Menstruation von Frauen angleicht, die viel Zeit miteinander verbringen.
Es lohnt sich in jedem Fall, wenn du dich mit deiner Menstruation aussöhnst – erst dann kannst du in deine weibliche Superkraft kommen. Die Menstruation ist nichts, wofür du dich schämen oder ekeln musst.
Ganz im Gegenteil: Sie ist ein Wunderwerk deines Körpers, das dich jeden Monat an die in dir wohnende Power erinnert, Leben zu schenken. Wenn du deinen weiblichen Menstruationszyklus besser verstehst, wirkt sich dies nicht nur auf dein Leben positiv aus, sondern auch auf dein Umfeld.
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Was bedeutet die Menstruation für dich und wie gehst du mit dieser besonderen Zeit um? Ich freue mich total, in den Kommentaren mehr über deine Rituale und deine Beziehung zu deiner Menstruation zu erfahren!
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